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Pop und Gospel treffen den Nerv

Neuer Chor Würselen präsentiert im Festivalprogramm auf Burg Wilhelmstein die neue CD „Unterwegs“. Begleitet von einer sechsköpfigen Band stoßen die Sängerinnen und Sänger auf ein begeistertes Publikum.

AZ Nordkreis 14.6.2006

Würselen. Dass der Neue Chor Würselen seinem Namen alle Ehre macht und immer wieder neue Wege geht, ist längst ein Markenzeichen. Wie das Publikum auf die jüngste Experimentierfreude der Sänger reagieren würde, war indes nicht klar. Denn auf der aktuellen CD „Unterwegs“, die die mehr als 50-köpfige Gemeinschaft unter der Leitung von Christoph Leuchter eingespielt hat, geht der Neue Chor ein gutes Stück über das angestammte Repertoire von Gospel und neuer kirchlicher Musik hinaus und wagt sich auch an Klassiker der Popmusik. Beim Konzert auf Burg Wilhelmstein im Rahmen des Festivalprogramms zeigte sich jetzt, dass die Sänger damit einen Nerv getroffen haben: Ein mit 950 Zuschauern ausverkauftes Haus und ausgelassene Begeisterung von der ersten bis zur letzten Minute machten das zweieinhalbstündige Programm zu einem wirklichen Ereignis.

Leicht, aber präzise

Schon zum Auftakt hatte sich der Chor etwas Besonderes einfallen lassen: Zunächst betrat die sechsköpfige Band um Gitarrist Franz-Josef Ritzerfeld, die den Chor begleitet, die Bühne. Gefühlvoll stimmten die Musiker „Hymn“ von Barclay James Harvest an. Strophe für Strophe kamen dann die einzelnen Chorstimmen hinzu.

Der Auftritt war nicht nur in seiner Choreografie gelungen, auch musikalisch zeigte er durchaus Wirkung. Mit jeder Stimme fächerte sich das Stück mehr und mehr auf und entwickelte so seine eigene Dynamik.

In der ersten Konzerthälfte präsentierte der Neue Chor eine gelungene Mischung aus Coverversionen wie dem Police-Hit „Every Breath You Take“ oder dem -Queen-Klassiker „Crazy Little Thing Called Love“ und eigenen Kompositionen, für die in erster Linie Christoph Leuchter verantwortlich zeichnet. Der bescheiden auftretende Dirigent, der den Chor auch als Teil der Band am E-Klavier begleitete, sieht sich selbst nur als Teil des Ganzen. Mit charmanter Begeisterung führte er seine Truppe durch das Konzert. Trotz dieser Leichtigkeit ging die Präzision, mit der Leuchter Einsätze und Dynamik vorgibt, nie verloren.

„‚Unterwegs zuhaus‘ hat auch etwas damit zu tun, im Kopf unterwegs zu sein, offen zu sein“, kündigte der Dirigent die Eigenkomposition an, die gleichzeitig Titelstück der neuen CD ist. Aber auch „You Are the Light“ oder das nachdenkliche „Erde werden“ konnten neben den Pop- und Gospel-Hits durchaus bestehen. Letztere standen in der zweiten Konzerthälfte im Mittelpunkt. Die Vielseitigkeit des Chores wurde dabei stets gefühlvoll von der Band unterstrichen. In klassischer Besetzung mit Gitarre, Bass, Schlagzeug und Klavier ergänzten die Musiker den Chor immer wieder, konnten aber auch eigene Akzente setzen, besonders mit Saxophon, Akkordeon oder Klarinette, mit denen Harald Claßen meisterlich musizierte.

Für besondere Begeisterung sorgten auch die Solistinnen Christina Ritzerfeld, die gemeinsam mit ihrem Vater „Celebrate“ präsentierte, und Elke Sommer-Jöris. Ihr Vortrag des Soul-Klassikers „Put A Little Love in Your Heart“ zeigte die ganze Bandbreite der starken Alt-Stimme: von samtweich bis Rockröhre. Der extrovertierte Auftritt riss das Publikum zu einem wahren Begeisterungssturm hin, ähnlich wie im zweiten Teil des Konzerts beim Duett der beiden Solistinnen mit dem Gospel „Joshua Fit The Battle of Jericho“. Am Ende wurde der Neue Chor nicht ohne vier Zugaben entlassen. Die Sänger hatten eben einen Nerv getroffen. (chr)