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Die Kirche wird zum Tonstudio

Neuer Chor Würselen nimmt zweite CD auf. Neben bewährten Gospels mehr Pop-Stücke im Programm. Im Juni Konzert auf Burg Wilhelmstein.

AZ Nordkreis 4.4.2006

Von unserem Mitarbeiter Christian Rein

Würselen. Christoph Leuchter hebt immer wieder die Augenbrauen und sucht Blickkontakt. Sein Mund bewegt sich tonlos zum Text, und sein Körper wippt im Rhythmus der Musik, die über Kopfhörer eingespielt wird. Immer wieder beugt sich der Dirigent über das Notenpult, gibt dem Chor mit ausladenden Armbewegungen die Einsätze und die Dynamik des Stücks vor. „Stop, danke“, bricht Leuchter plötzlich mitten im Stück ab. „Das war schon gut, aber das können wir noch besser“, sagt der 37-Jährige motivierend an die Adresse der Altstimmen.

Für vier Tage hat sich der Neue Chor Würselen in der Pfarrkirche St. Marien in Scherberg eingerichtet, um eine neue CD einzuspielen. Ein erster Tonträger war unter dem Titel „Hand in Hand“ im Herbst 2004 erschienen. Standen seinerzeit noch Gospels und neue geistliche Musik im Vordergrund, erweitert der Chor mit der aktuellen Aufnahme sein Programm: „Wir singen auch etliche Pop-Stücke wie ‚Every -Breath You Take‘ von Police oder ‚Crazy Little Thing Called Love‘ von Queen“, erklärt Leuchter. Zudem werden auch drei eigene Kompositionen auf der CD zu hören sein.

Trotzdem will der Chor seine Herkunft nicht verleugnen, und die ist im Umfeld der Pfarre St. Sebastian zu suchen. Dort bestand zwischen Ende der 70er und Mitte der 80er Jahre ein Jugendchor, der mit neuen geistlichen Liedern Gottesdienste gestaltete. Aus einem Erinnerungstreffen entstand schließlich der Neue Chor, der seine ersten Auftritte im Frühjahr 2002 absolvierte. „Natürlich sind wir immer noch in der Kirche verwurzelt“, betont Leuchter. „Die Unterstützung durch die Gemeinschaft der Gemeinden ist sehr groß, und vieles wäre ohne gar nicht möglich.“ So finden sich auch auf der neuen CD Gospels und Stücke geistlicher Natur.

Der Chorleiter bekommt ein Zeichen von Johannes Sobola. Zusammen mit Franz-Josef Ritzerfeld sitzt er hinter einem Computer und leitet die Aufnahme. Obwohl hier alle Amateure sind, ist das Verfahren anspruchsvoll. Digital natürlich, und die einzelnen Stimmen werden separat aufgenommen, um anschließend auf dem Rechner zusammengeschnitten zu werden. Insgesamt 36 Tonspuren stehen hierfür zur Verfügung. Sobola fährt die Musik ab und auf Leuchters Zeichen setzen die Sängerinnen erneut ein.

Apropos Musik: Die instrumentale Begleitung ist ein weitere Besonderheit. Eine fünfköpfige Band unterstützt den Chor und unterstreicht den Pop-Charakter der Stücke. „Das Zusammenspiel von Musik und Chor ergibt etwas, das diese Truppe einzigartig macht“, sagt Leuchter. Hinzu kommen mit Christina Ritzerfeld und Elke Sommer-Jöris zwei Solistinnen, die die Sänger ergänzen. Die Musik für die insgesamt 14 Stücke wurde bereits im Vorfeld im Privatstudio von Franz-Josef Ritzerfeld eingespielt – das jedoch für die Choraufnahmen zu klein gewesen wäre.

„Die CD ist auch ein Ergebnis unserer Entwicklung“, erklärt der Dirigent. Und die wurde im vergangenen Jahr mächtig durch einen Auftritt des Neuen Chors beim Ehrenamtsabend auf Burg Wilhelmstein vorangetrieben. Dort hatte der Neue Chor derart begeistert, dass er das Angebot bekam, ein volles Konzert an der renommierten Veranstaltungsstätte zu bestreiten, was am Sonntag, 11. Juni, stattfinden wird (siehe Box). „Dass wir in das Festivalprogramm aufgenommen worden sind, ist schon etwas Besonderes“, sagt Leuchter. „Die Idee, dazu auch eine CD zu machen, kam eigentlich erst danach.“

Entscheidungen dieser Art werden beim Neuen Chor übrigens basisdemokratisch gefällt. Der Spaß spielt eine große Rolle, was man allen Beteiligten auch deutlich ansehen kann. Und auch Christoph Leuchter beschreibt seine Rolle durchaus defensiv: „Einer muss ja sagen, was musikalisch passiert, und das ist meine Aufgabe“, meint der ausgebildete Musiker. Sprichts, und gibt seinen Sängerinnen den nächsten Einsatz.